Barrierefreies Leben und Wohnen in Reken
Dagmar Feldkamp: Marko, du kommst hier nicht aus der Region Westfalen, erzähl uns doch kurz etwas zu deiner Person.
Marko Trenkel: : Ja gerne, ich lebe seit 21 Jahren in Reken im Benediktushof und bin mit 14 Jahren hierher gezogen. Ich wurde in Löbau, Sachsen, geboren und habe noch 4 Geschwister. Ab dem 4. Lebensjahr lebte ich auf einer Kinder- und Jugendstation des Sächsischen Krankenhauses in Großschweidnitz. Erst ab 1991 erhielt ich im Fachkrankenhaus Unterricht, da für mich in der damaligen DDR keine Schulpflicht galt.
Wer weitere Informationen möchte, kann mich auch gerne auf meiner Internetseite www.marko-reken.de besuchen.
Dagmar Feldkamp: Marko, wo und wie lebst du heute hier in Maria Veen?
Marko Trenkel: Ich arbeite seit 1997 in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und wohne im Benediktushof im Erwachsenenwohnbereich. Ich fühle mich hier gut aufgehoben. Natürlich gibt es überall mal Probleme, aber im Großen und Ganzen gefällt es mir hier gut.
Dagmar Feldkamp: Bist du in Vereinen in Maria Veen aktives Mitglied, und nimmst du an Veranstaltungen teil?
Marko Trenkel: Ja, ich bin natürlich Mitglied im Maria Veener Schützenverein und beteilige mich an den Umzügen. Das ist für mich ganz selbstverständlich.
Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn noch mehr Einwohner aus Maria Veen auch am Schützenfest hier am Benediktushof teilnehmen würden.
Darüber hinaus besuche ich eine Reihe von Veranstaltungen hier vor Ort, wie z.B. das Café im Haus am See, die Blumenschau, die Fahrradbörse, unser Kunstatelier Punktkommastrich mit Angeboten für Menschen mit und ohne Behinderungen, mache Fitness und Sport im Benefit usw.
Hier gibt es viele Gelegenheiten, auch Menschen außerhalb des Benediktushofes kennenzulernen und Berührungsängste abzubauen.
Dagmar Feldkamp: Du bist auch aktiv in der Initiative „Barrierefreies Wohnen, Mobilität“. Wie gut kannst du dich als Rollstuhlfahrer ungehindert in Maria Veen bewegen?
Marko Trenkel: Die Poststraße ist wirklich wunderschön geworden und stellt eine echte Verbesserung für das tägliche Leben dar. In den übrigen Straßen sind aber die Bürgersteige für E-Rollstühle etwas eng. Schön wäre es auch, wenn keine Autos direkt auf den Bürgersteigen z.B. an der Spadaka parken würden, weil Rollstuhlfahrer oder auch Eltern mit Kinderwagen gezwungen sind die Fahrbahn zu nutzen. Hier wünsche ich mir ein bisschen mehr Rücksichtnahme.
Das gilt aber natürlich auch für unsere Leute, die manchmal kreuz und quer über die Straße fahren (Marko lacht).
Dagmar Feldkamp: Wie sieht es denn mit deiner Mobilität außerhalb von Maria Veen aus, wenn du zum Beispiel einmal spontan nach Borken ins Kino fahren möchtest?
Marko Trenkel: Wir können natürlich den Fahrdienst des Benediktushofes in Anspruch nehmen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es etwas schwieriger, insbesondere wenn man auf einen E-Rollstuhl angewiesen ist. Hier besteht das Angebot, dass wir einen Tag vorher einen passenden Unterflurbus (Tiefeinstiegbus) anfordern, der absenkbar ist und über eine Rampe verfügt. Das ist dann natürlich nicht mehr spontan.
Meines Wissens gibt es das in Ländern wie Spanien oder Portugal sehr viel häufiger und ermöglicht mehr Spontanität. Taxibusse können leider keine schweren E-Rollis mitnehmen.
Ich bin allerdings auch schon mit meinem E-Rolli zurück von Borken über Heiden und die tollen Rekener Radwege nach Hause gefahren. Die Radwege sind wirklich super ausgebaut. Sehr schön wäre es, wenn auch noch der Radweg von Groß Reken nach Heiden zu Ende ausgebaut würde!
Im Anschluss an unser Interview haben wir noch den gerade neu entstehenden Sinnesgarten im Benediktushof besucht. Hier entstehen Treffpunkte und Sitzgelegenheiten, die mit Laubengängen verbunden werden und mit echtem Wein bewachsen sind. Ebenso wurde eine Obstwiese angelegt. Das ganze Obst soll von den Besuchern gepflückt und gegessen werden. Es gibt einen kleinen, mit Bambus bewachsenen China-Bereich, einen Strand und unterfahrbare Pflanzkübel für Gemüse- und Blumenzucht. Der Garten soll nie fertig werden, stattdessen soll immer Neues entstehen und der Sinnesgarten damit immer ein interessanter Ort für einen Wiederbesuch bleiben. Er ist als Begegnungsstätte für Anwohner und Besucher gedacht.